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Quadratkilometer. Bis heute gibt es ausgedehnte Ge- biete, die unbewohnt oder fast unbewohnt sind, sodass man sich in manchen Gegenden Monate au alten kann, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Und in der zwei- ten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren sie erst recht leer oder fast leer. Keine Straßen, keine Dörfer, keine Städte. Höchstens ein Handelsposten, eine Koppel, wo man die Pferde wechseln konnte. Die Mehrheit der Bevölkerung konzentrierte sich faktisch in den östlichen Staaten. Im Mid West, das heißt im Inneren des Landes, lebten nur einige Pioniere oder Jäger, einige wenige Indianerstäm- me (die so genannten Rothäute) oder vertriebene Rot- häute unter schrecklichen Bedingungen in Reservaten. 130 An der Westküste, noch weniger Menschen: Der Gold- rausch hatte gerade erst begonnen. Also, Italien ist kein Kontinent. Es ist ein eher kleines Land. Zweiunddrei- ßig Mal kleiner als der amerikanische Kontinent. Au- ßerdem ist es überbevölkert: ungefähr achtundfünfzig Millionen Italiener stehen zweihundertzweiundachtzig Millionen Amerikaner gegenüber. Das heißt, wenn sich jährlich dreihunderttausend Söhne Allahs in Italien nie- derlassen, entspräche das in Amerika zwei oder vielleicht sogar vier Millionen & Der zweite: Ein Jahrhundert lang, also vom Unabhängigkeitskrieg bis 1875, war Amerika frei zugänglich. Die Grenzen und Küsten waren unbe- wacht, jeder, der wollte, konnte einreisen, und Immi- granten waren mehr als willkommen. Um zu blühen und zu gedeihen, brauchte die junge Nation viele Menschen. Denk nur an den Homestead Act, das Gesetz, das Ab- raham Lincoln am 20. Mai 1862 unterschrieb. Ein Ge- setz, das die Verteilung von 270 Millionen Acres staatli- chen Landes vorsah, das sind zehn Prozent. In Oklaho- ma, in Montana, in Nebraska, in Colorado, in Kansas, in Dakota und so weiter. Ein Gesetz, von dem noch dazu nicht nur die Amerikaner profitierten: Abgesehen ein- mal von den wenig angesehenen Chinesen und den ent- eigneten indianischen Ureinwohnern hatte jeder (Mann oder Frau) das Recht auf 160 Acres, die er geschenkt be- kam. Die einzigen Bedingungen waren, dass man nicht jünger als einundzwanzig Jahre sein durfte, dass man mindestens fünf Jahre bleiben musste, dass man auf dem wilden Land eine Farm errichten musste, eine Familie gründen und, wenn der Anwärter kein Amerikaner war, 131 die amerikanische Staatsangehörigkeit beantragen muss- te. Tatsächlich, und das ist der Punkt, kamen viele aus Europa. Genauer gesagt aus Nordeuropa. Sie folgten den Slogans »Amerikanischer-Traum«, »Amerika-Land-der- unbegrenzten-Möglichkeiten«, sie kamen in so großer Zahl, dass in Oklahoma weitere Indianerstämme (Che- rokee, Creek, Seminole, Chickasaw) schändlicherweise verjagt und in Reservate gesperrt wurden. Also & In Italien hat es nie ein Gesetz gegeben, das die Söhne Al- lahs dazu aufgefordert hätte, sich in unserem Land nie- derzulassen. »Komm, komm, mein lieber Sohn Allahs! Bei deiner Ankunft schenken wir dir einen netten Bau- ernhof in der Toskana oder in der Poebene und wegen dir werfen wir die Einheimischen raus, wir stecken sie in Reservate!« Oder so ähnlich. Wie im übrigen Europa kamen und kommen sie aus eigener Initiative: mit den verfluchten Booten, den verfluchten Schlauchbooten der albanischen Mafia. Und zwar trotz unserer Grenzpoli- zei, die sie abzuweisen versucht, weil wir kein Einwan- derungsland sind, mein lieber Herr Exministerpräsident und vorgeblicher Neffe eines Onkels mit einem Vulkan- fiberkoffer. Jetzt nicht mehr. Die Grenzpolizei schützt die Küsten nicht mehr. Den Vorschriften unserer schlaffen Regierung gemäß lassen sie sich widerlich resigniert von den Horden überrollen. Sie helfen ihnen bei der Lan- dung, begleiten sie zum Flüchtlingslager, ertragen ihre Gewalttätigkeiten. Der dritte: Nicht einmal das Land-der-unbegrenzten- Möglichkeiten handelte so nachsichtig wie wir. 1875 be- griff die amerikanische Regierung, dass man die Zuwan- 132 derung begrenzen musste, und der Kongress erließ ein Gesetz, das ehemaligen Sträflingen und Prostituierten den Zutritt verwehrte. 1882 wurde ein zweites Gesetz erlas-
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